Arbeitsrecht: Spielen im Büro kann ins Auge gehen

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Privat im Internet surfen oder neueste Online-Games spielen: Millionen Arbeitnehmer haben das schon einmal gemacht. Viele ahnen gar nicht, wie schnell bei einem solchen Verhalten die Kündigung droht.

Spielen im Büro ohne Ärger mit dem Chef zu bekommen (Video)

Kollegen am Arbeitsplatz lieben sie: Online-Spiele mit Suchtfaktor, welche die Zeit etwas vertreiben. Oder Einsätze auf Sportwetten, die via Smartphone schnell erledigt werden. Doch Achtung: Schnell kann ein solches Verhalten zur Abmahnung oder Kündigung führen.

Darauf sollten alle Arbeitnehmer achten:

  • Das Internet zu privaten Zwecken nur in Pausen nutzen
  • Niemals Webseiten mit strafbaren oder pornografischen Darstellungen anschauen
  • Das Betriebssystem in keiner Weise mit Viren infizieren oder irgendwie sonst stören
  • Immer vermeiden, dass der Firma und dem Arbeitgeber durch die private Nutzung des Internets Kosten entstehen
  • Keine großen Datenmengen auf das betriebliche Serversystem herunterladen

Mitarbeiter sind heute aus diversen Gründen privat online: Entweder zum reinen Vergnügen oder aus kommerziellem Interesse bei unzähligen Glücksspielen im Web. Auf dem populären Facebook-Spiel „Farmville“ kümmern sich zum Beispiel 80 Millionen User um ihre eigene Farm. Häufig genug in der Arbeitszeit.

Dazu boomen Wetten auf Fußball und Pferderennen oder es wird das nächste Pokermatch gespielt. Die Folge: Produktive Stunden im Büro gehen verloren. Kommen die privaten Onlinestunden heraus, drohen je nach Firma sehr schnell vertragsrechtliche Konsequenzen.

Video: „Was darf der Chef, was darf er nicht?“

Spielen im Büro: Das sagt die Fachanwältin für Arbeitsrecht

Dazu Expertin Ulrike Barkow (Fachanwältin für Arbeitsrecht): „Wer das über einen am Arbeitsplatz zur Verfügung gestellten Computer erreichbare Internetangebot zu privaten Zwecken nutzt, riskiert die Kündigung des Arbeitsverhältnisses.“, so die Fachfrau zum Portal karriere.de

Fußball im Internet geguckt? Reaktionen von tolerant bis restriktiv

Und zwar vor allem, wenn das Surfen und Spielen im Büro die „arbeitsvertraglich geschuldete Leistung“ extrem beeinflusst. Es gibt deutliche Unterschiede: Die eine Firma duldet sogar etwas Fußball schauen oder Spielen im Büro während der Arbeitszeit. Andere sind sehr restriktiv und verbieten auch in Pausen Online-Aktivitäten aller Art.

Mitarbeiter sind aus diversen Gründen privat online: Entweder zum Vergnügen oder aus kommerziellem Interesse bei Glücksspielen im Web. (#1)

Mitarbeiter sind aus diversen Gründen privat online: Entweder zum Vergnügen oder aus kommerziellem Interesse bei Glücksspielen im Web. (#1)

Spielen im Büro: Erst informieren, sonst droht fristlose Kündigung

Tipp der Fachanwältin: Den Arbeitsvertrag genau prüfen oder sich über die allgemeinen Vereinbarungen in der Firma informieren. Ist das private Surfen gänzlich verboten, kann es schnell zu einer fristlosen Kündigung kommen. Dann muss man in der Pause Büroklammern herumdrehen.

Sportwetten sind „in“

Gründe fürs private Surfen gibt es viele. Beliebt sind aktuell Sportwetten, die mit ein paar Klicks auf dem Smartphone getätigt werden. Viele Arbeitnehmer wetten gerne auf Fußballspiele, die abends gespielt werden. Gibraltar ist ein wichtiger Hotspot der Wett-Szene. Die liberalen Gesetze machen es möglich, dass sich dort seit der Jahrtausendwende viele Anbieter niedergelassen haben.

Spielen im Büro und Einsätze in Gibraltar machen

Und während die Affen auf dem berühmten Felsen abends ruhiger werden, steigt das Fieber der Wettprofis. Tausende Euros auf einen Schlag verwetten manche Spieler. Wer schießt das erste Tor? Welche Mannschaft gewinnt das Match? Diese Fragen beschäftigen jeden Tag unzählige Menschen auf der ganzen Welt. Auch in deutschen Büros.

Einfacher geht’s nicht: Ein Klick aufs Handy und die Buchmacher sehen die Einsätze. (#2)

Einfacher geht’s nicht: Ein Klick aufs Handy und die Buchmacher sehen die Einsätze. (#2)

Online-Wetten: Schnell und einfach Einsätze machen

Einfacher geht’s nicht: Ein Klick aufs Handy und die Buchmacher aus Gibraltar sehen die Einsätze. Sofort erkennen sie, auf welche Ereignisse viel oder weniger Geldeinsätze getätigt werden. In Bruchteilen von Sekunden entscheiden sie, welche Quoten gemacht werden und welche Wetten angeboten werden.

Spielen im Büro und nur aufs Endergebnis setzen? Das war früher!

Früher galt: Nur auf das Endergebnis kann man tippen. Heute können Spieler wetten, wen der Trainer zuerst auswechselt. Hat zum Beispiel Spieler X 50 Minuten gespielt und wird er entgegen der Gewohnheit ganz unerwartet vom Trainer ausgewechselt, winken hohe Gewinne. Bares Geld, einfach durchs Spielen im Büro.

Diese unmittelbaren Spieleinsätze werden als Live-Wetten bezeichnet. Nur die besten Buchmacher platzieren die Wetten, während Menschen aus allen Kontinenten, oft mehr als 70000, vorm Rechner sitzen und einen Tipp nach dem anderen abgeben. Gut, wenn jetzt nicht der Chef hereinlugt und die Angestellten beim Spielen im Büro ertappt.

Live-Wetten auf Fußballspiele versprechen besonders viel Spannung. (#3)

Live-Wetten auf Fußballspiele versprechen besonders viel Spannung. (#3)

Spielen im Büro bei Wettanbietern ohne Lizenz

Viele Spieler haben übrigens ein schlechtes Gewissen. Allerdings meist nicht wegen der Freizeitaktivitäten während der Arbeitszeit, sondern weil Anbieter nicht in Deutschland lizensiert sind und das Spielen eigentlich illegal ist. Inzwischen hat sich die Situation etwas geändert. Neben dem staatlichen Anbieter Oddset erhielten einige weitere Anbieter offizielle Lizenzen.

Es winkt neue Arbeit für die Buchmacher. Der Boom hat gerade erst begonnen und selbst auf wenig attraktive Fußballspiele wie Spiele nordafrikanischer Ligen tippen Tausende. Es ist also viel Geld am Markt. Die Büros der neuen Wettanbieter ähneln in keiner Weise dreckigen und kargen Wettbüros in deutschen Bahnhofsbezirken.

Intelligente Software für Wetten aller Art

Die edlen Großraumbüros erinnern eher an das Innere von Luxushotels oder Banken. Hochbezahlte Mathematiker oder Statistiker sind bei den renommiertesten Wettanbietern beschäftigt. Die Software ist hochkomplex, unzählige IT-Experten basteln am perfekten Angebot. Denn es ist ein langer Weg vom Spielen im Büro in Deutschland bis nach Gibraltar. Nicht nur die Sprache muss übersetzt werden, auch die diversen Steuersysteme unterscheiden sich.

Spielen im Büro: Weg vom Arbeitsplatz und im Café Einsätze machen

Fazit: Das Angebot an Wetten wird immer größer. Der Reiz zu spielen wächst kontinuierlich. Mit Büroklammern herumspielen war gestern. Arbeitnehmer sollten sich dennoch hüten, während ihrer Arbeitszeit auf ein paar Matches zu setzen. Denn auch tolerante Chefs haben Grenzen und das Arbeitsrecht auf ihrer Seite.

Lieber im Café Einsätze machen. Auch tolerante Chefs haben Grenzen und das Arbeitsrecht auf ihrer Seite. (#4)

Lieber im Café Einsätze machen. Auch tolerante Chefs haben Grenzen und das Arbeitsrecht auf ihrer Seite. (#4)

Spielen im Büro: Immer das Verlustrisiko einkalkulieren

Logisch ist auch: Nicht jeder Einsatz führt zum Gewinn. Viele Spieler haben schon eine Menge Geld verloren oder sind aufgrund einer Spielsucht hoch verschuldet. Außerdem: Wenn wichtige Projekte liegen bleiben, ist es mit dem Verständnis des Arbeitsgebers fürs Wetten sowieso sehr schnell vorbei.

Zockt der Chef selber?

Die beste Variante: Der Chef wettet selbst gerne einmal. Dann ist er vielleicht für den einen oder anderen Tipp dankbar. Und erlaubt zumindest das Zocken während der Mittagspause. Gute Chefs achten dann immer darauf, dass der Arbeitnehmer nicht sein ganzes Geld verspielt sondern nur maßvolle Einsätze macht. Hat man eine solche Vereinbarung getroffen, kann Spielen im Büro eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag sein.


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