Plasmatechnologie: Verschiedene Berufe rund um ein modernes Verfahren

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Die Plasmatechnologie ist aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Vor allem bei Oberflächenbehandlungen werden Plasmen verwendet. Auch in Medizin und Kosmetik bieten sich neue Jobs.

Plasmatechnologie mit neuen Lösungen

Als Plasma bezeichnen Forscher den vierten Aggregatzustand: Feste Stoffe gehen zuerst in den flüssigen und dann in den gasförmigen Zustand über.

Als viertes folgt das Plasma, das sich an den gasförmigen Zustand anschließt. Das Energieniveau der Plasmen ist hoch, aber instabil.

Der Begriff „Plasma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „das Formbare“. Den meisten Menschen bekannt sein dürften Plasmen unter anderem aus Energiesparlampen oder Neonröhren, auch die Blitze eines Gewitters sind Plasmen.

Natürlich Plasmen sind nicht nutzbar. Hier setzt die Plasmatechnologie an. Die Entwicklung eines Plasmas zur technischen Nutzung fällt in den Bereich der Oberflächenvorbehandlungsmethoden.

Zudem beziehen sich die Anwendungsbereiche der Plasmatechnologie nicht nur auf den industriellen Einsatz, sondern auch auf Bereiche in Medizin, Forschung, Labor und sogar in der kosmetischen Behandlung.

Insofern sind die Ärzte, die die Technologie zur Plasmabehandlung anwenden, längst nicht mehr nur als Mediziner tätig. Sie sind Labortechniker, Chirurgen und Präzisionstechniker in einem. ( Foto: Adobe Stock-marvent)

Insofern sind die Ärzte, die die Technologie zur Plasmabehandlung anwenden, längst nicht mehr nur als Mediziner tätig. Sie sind Labortechniker, Chirurgen und Präzisionstechniker in einem. ( Foto: Adobe Stock-marvent)

Anwendungsmöglichkeiten der Technologien rund um die Plasmabehandlung

Ein industrieller Einsatz von Plasmatechnologie ist unter anderem in folgenden Bereichen üblich:

  • Herstellung von Plasmabildschirmen
  • Einsatz in der Beschichtungs- und Oberflächentechnik
  • Plasmareinigung
  • Plasmaschweißen
  • Kernfusionsreaktoren

Beschäftigte, die in dem Bereich Oberflächenbeschichtung bzw. Oberflächentechnik mit Dünnschicht- und Plasmaverfahren ausgebildet sind, haben in der Industrie gute Berufschancen. Doch die Entwicklung und Nutzung des Verfahrens geht stetig weiter längst wird Plasma in der Industrie und in zahlreichen weiteren Bereichen eingesetzt.

Noch vergleichsweise neu ist der Bereich der Plasmamedizintechnik. Unter anderem geht es dabei um die Desinfektion von Gegenständen und Wunden. Auch Chirurgen arbeiten mit der Plasmatechnologie, wenn sie die Coblation anwenden.

Es handelt sich dabei um ein Verfahren, bei dem beispielsweise die Mandeln ohne Hitzeeinwirkung vom umliegenden Gewebe getrennt und entfernt werden können.

Insofern sind die Ärzte, die die Technologie zur Plasmabehandlung anwenden, längst nicht mehr nur als Mediziner tätig. Sie sind Labortechniker, Chirurgen und Präzisionstechniker in einem. Sie tragen dazu bei, die neuen Technologien zu testen und weiterzuentwickeln. Damit werden wichtige Erkenntnisse für andere Anwendungen gewonnen.


Verschiedene Berufe in der Plasmatechnologie

Die Anwendung der Plasmatechnologie ist in der Industrie besonders relevant. Dabei ist die Technologie gar nicht so neu, nur ihre Entwicklung geht stetig weiter. Erste Ansätze dazu gab es bereits durch Werner von Siemens, der 1857 eine Ozonröhre entwickelte, mit der sich die Qualität des Trinkwassers in den Städten steigern lassen sollte. Dafür wurde elektrisch erzeugtes Ozon verwendet, was wiederum das Trinkwasser reinigen sollte.

Von hier aus ging die Entwicklung steht weiter und konzentrierte sich vor allem auf die Oberflächenbehandlung. Durch Plasmaaktivierung unter Atmosphären- oder Niederdruck können beispielsweise Kunststoffe miteinander verklebt werden, die eigentlich nicht zu verkleben sind. Die Plasmabehandlung von Oberflächen hingegen wird meist zur Reinigung eingesetzt, denn dabei können organische Bindungen aufgebrochen werden. Es entstehen leicht flüchtige Moleküle, die wiederum an der Oberfläche verdunsten. Diese ist völlig sauber, weil keine Rückstände nach der Verdunstung übrig bleiben.

Video: Effiziente Oberflächentechnik im Leichtbau – Reinigung von Aluminiumteilen

Berufe in der Plasmatechnologie

Diese Ausführungen machen bereits deutlich, wie umfassend die Berufsmöglichkeiten dank der ständigen Weiterentwicklung der Plasmabehandlung sind. Natürlich spielt hierbei auch einer der größten Vorteile der Plasmatechnologie mit hinein: Die Plasmabehandlung ist umweltfreundlich und sicher. In weiten Teilen der Forschung, Medizin und Industrie hat diese Technologie daher zu kleinen Revolutionen geführt.

Dadurch wiederum sind verschiedene Berufe entstanden:

Oberflächentechniker/-in

Oberflächentechniker sind unter anderem in der Chemie, in der Biotechnologie, im Maschinenbau, in der Metallverarbeitung sowie im Bereich der Kunststoffverarbeitung tätig. Die Ausbildung erfolgt dual und damit sowohl in der Berufsschule als auch in einem Praxisbetrieb. Der Beruf selbst ist nicht neu, er war vormals unter der Bezeichnung Metallschleifer/-in, Galvaniseur/-in oder Emailleur/-in üblich.

Verschiedene Ausbildungsschwerpunkte sind möglich, wobei die Dünnschicht- und Plasmatechnik einen dieser Schwerpunkte darstellt. Die Ausbildungsordnung legt fest, dass mindestens ein Schwerpunkt gesetzt werden muss, möglich sind aber auch zwei oder drei. Die Ausbildung umfasst verschiedene Tätigkeiten, zu denen die Vorbehandlung von Werkstücken, die Steuerung von Maschinen und Anlagen sowie der Einsatz der verschiedenen Technologien gehören.

Oberflächentechniker lernen alle Methoden der Beschichtung und Behandlung von Oberflächen kennen, sodass sie ein breites Wissen erwerben. Durch die Schwerpunktsetzung ist es hingegen möglich, einen Bereich vertiefend zu behandeln. Nach der Ausbildung ist eine Tätigkeit in verschiedenen Branchen möglich. Zu den Arbeitgebern gehören Unternehmen aus den Bereichen Optik, Medizintechnik, Elektronik, Kfz, Katalysatorentechnik und viele weitere.


Plasmologe/Plasmologin

Der Bundesverband Kosmetik und Fußpflegebetriebe hat ein neues Berufsbild entwickelt. Diese trägt den Namen „Plasmologe bzw. Plasmologin“. Mit einer einzigartigen Technologie wird die Haut der Kunden behandelt. Ein typisches Anwendungsszenario sieht so aus: Über einen Plasma Pen richtet der Anwender einen Hitzestrahl auf das zu behandelnde Hautareal, was praktisch verdampft. Die erkrankte oder vernarbte Haut wird damit aufgelöst.

Neue und gesunde Haut entwickelt sich. Unter anderem kann diese Technologie bei der Behandlung von Narben zum Einsatz kommen. Hintergrund der Einrichtung des neuen Berufsbildes ist sicherlich auch der Versuch, die Umsätze in der Kosmetikindustrie nachhaltig zu steigern, gleichzeitig muss diese Steigerung aber auf Fachwissen basieren. Dieses wird im Rahmen von Aus- und Weiterbildungen vermittelt. Der Berufszweig der Plasmologen ist versicherbar, renommierte Versicherungsunternehmen übernehmen die Haftpflichtversicherung.

Dies ist ein deutliches Zeichen für interessierte Kunden, die an der Sicherheit der Plasmabehandlung zweifeln. Läge diese nicht vor, würden die Versicherungsunternehmen keine Absicherung anbieten. Die Ausbildung zum Plasmologen findet an den Landesschulen des Bundesverbands Kosmetik und Fußpflegebetriebe statt. Am Ende der Lehre steht die Verleihung der geschützten Berufsbezeichnung „Plasmologe“ bzw. „Plasmologin“. Die Ausbildung ist nach dem Deutschen Hygienesiegel zertifiziert.


Labortechniker

Neben der Ausbildung zum Oberflächenbeschichter und zum Plasmologen ist es auch möglich, in der Forschung mit der Plasmatechnologie zu arbeiten. Unter anderem bietet das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. Forschungsstellen an. Auch in anderen Einrichtungen und Laboren können Medizin- und Labortechniker tätig werden.

Sie absolvieren die reguläre Ausbildung oder können nach einem Studium der Humanmedizin oder der Pharmazie beziehungsweise nach einem naturwissenschaftlichen Studium im Labor tätig werden. Dort werden unter anderem kalte Plasmaquellen weiterentwickelt, die für die Anwendung durch Nicht-Physiker infrage kommen. Denkbar ist hier der Einsatz durch Mediziner und Zellbiologen.

Letztere versuchen zum Beispiel, im Labor Aussagen zur Biofunktionalität verschiedener Oberflächen zu tätigen. Außerdem geht es beispielsweise darum, welcher Grad einer Desinfektion oder Sterilisation unter Einsatz von Plasmareinigungstechnologien erreicht werden kann. Die vielfältigen Möglichkeiten der Technologie, die für die Medizin überaus interessant ist, werden in den Laboren erforscht. Die Beschäftigten erweitern damit ständig ihr Wissen und es entstehen neue Aufgabenbereiche in der Forschung und Medizintechnik.

Video: Was macht ein Labortechniker?

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass die Plasmatechnologie kein isolierter Bereich ist. Vielmehr gibt es zahlreiche Berufe, die mit dieser Technologie in Zusammenhang stehen und bei denen die verschiedenen Verfahren angewendet werden.

Auch wenn der Einsatz der Technologie einer Herstellung und Verwendung von Plasma vor allem in der Industrie üblich sind, werden die Bereiche doch immer wieder erweitert.

Das beste Beispiel dafür ist die Ernennung der Plasmologen sowie die Ermöglichung einer Berufsausbildung in diesem Bereich. Damit findet die Technologie rund um Plasmen immer neue Einsatz- und Anwendungsbereiche, die wiederum mit verschiedenen Berufen und neuen Ausbildungen zusammenhängen.

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